IGS Süd fragt! „Warum tut Malen der Seele gut?“

6. Juni 2023
19:30
Schwanthaler Str. 63, 60596 Frankfurt am Main
IGS Süd
IGS Süd fragt! „Warum tut Malen der Seele gut?“
gregorpraml

Die IGS Süd fragt ist ein Format, in dem wir brennende Fragen oder Themen mit Expert*innen diskutieren. Dafür öffenen wir unsere Tore für die Stadtgesellschaft. Diesmal gehen wir den Fragen nach:

Warum tut malen der Seele gut? Was kann Schule (die sich verändern will) vom Malort lernen?

6.6.2023 19:30 Uhr in der Turnhalle der IGS Süd.

 

Auf dem Podium sind:

Margret Rasfeld:

Margret ist hauptberufliche Mutmacherin. Als ehemalige Lehrerin und Schulleiterin im aktiven Ruhestand setzt sie Impulse, die Menschen inspirieren, ihre Schulen im Sinne eines Whole System Approaches zu transformieren. Auf Anfrage von Eltern kam Margret 2007 nach Berlin und baute als Schulleiterin die Evangelische Schule Berlin Zentrum (ESBZ) auf, die über Ländergrenzen hinweg Schulleitungen, Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen anstiftet, ihre eigene Schule neu zu denken. So hat sie auch die IGS Süd inspiriert und war eine wichtige Impulsgeberin und Mutmacherin in unserem Gründungsprozess.

2012 gründete sie mit Gerald Hüther und Stefan Breidenbach Schule im Aufbruch, um eine Graswurzelbewegung für eine neue Schulkultur in Gang zu setzen. Seit ihrem Ruhestand in 2016 ist Margret in Vollzeit für Schule im Aufbruch unterwegs. Sie hat den FREI DAY entwickelt und inspiriert auf Tagungen und Workshops Menschen für das neue Lernformat. Kontakt: www.margret-rasfeld.de

 

Arno Stern (digital zugeschaltet):

Mit 22 Jahren nahm Arno Stern 1946 eine Stelle in einem Heim für Kriegswaisen in einem Pariser Vorort an. Er sollte die Kinder beschäftigen. Er ließ sie malen und begriff sofort die Wichtigkeit dieses Spieles, vorausgesetzt, dass es unter geeigneten Bedingungen geschieht. Er erfand dafür eine besondere Einrichtung, die bis zum heutigen Tage weiterbesteht: Den Malort, mit den schützenden Wänden und dem Palettentisch. In den 50er Jahren richtete Arno Stern im damals berühmten Pariser Viertel von Saint-Germain-des-Prés ein Malatelier für Kinder ein, das großes Aufsehen erregte und 33 Jahre lang am gleichen Ort unter dem Namen „Académie du Jeudi“ bestand. Dann verlegte er es in ein noch zentraleres Viertel, in die Nähe der Madeleine, und gab ihm den Namen Closlieu. Als deutsche Bezeichnung dafür schuf er die Benennung Malort. Arno Stern wurde als Experte der UNESCO zum ersten internationalen Kongress über Kunsterziehung in Bristol delegiert. Er nahm in der Folge an zahlreichen Symposien teil und gastierte als Referent in vielen Universitäten, Museen, Bildungs- und Ausbildungsstätten.

 

Andre Stern (digital zugeschaltet):

1971 in Paris geboren und aufgewachsen, Sohn des Forschers und Malort-Gründers Arno Stern, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er ist Musiker, Komponist, Gitarrenbaumeister, Journalist und Autor, unter anderem des Bestsellers „… und ich war nie in der Schule“ sowie, gemeinsam mit Arno Stern, des Buches „Mein Vater, mein Freund“. Als Freibildungsexperte ist er ein gefragter Referent, der sich international (Europa, USA, Kanada, Afrika, Indien) an der Seite von zukunftsorientierten Akteuren der Bildungslandschaft stark engagiert. Daneben arbeitet er eng mit seinem Vater zusammen und ist mit Prof. Dr. Gerald Hüther Gründer und Leiter der Initiative „Männer für morgen“. Ferner leitet André Stern das „Institut Arno Stern, Labor zur Beobachtung und Erhaltung der spontanen Veranlagungen des Kindes“ und initiierte die Bewegung „Ökologie der Kindheit“. Er ist einer der Protagonisten in „Alphabet“, dem Film von Erwin Wagenhofer, und Co-Autor des gleichnamigen Buches. Kontakt: https://arnostern.com

 

Rafael Völker und Ursula Boldt:

Großmutter und Enkel aus Frankfurt am Main, die einen VHS-Kurs 2022 am Malort an der IGS Süd teilgenommen haben. Über das Malen im Malort haben beide vielfältige Erfahrungen gesammelt, besonders das altersübergreifende Lernen unterschiedlicher Genrationen hat dabei eine neue Dimension erfahren. Für die Volkshochschule war die Altersmischung ein neuer interessanter Aspekt und ein neues Lernfeld. Auch für die IGS Süd, die die Altersmischung als Grundpfeiler pädagogischer Arbeit definiert, ein interessanter Punkt, über den sich der Austausch lohnt.

 

Gregor Praml:

Als gebürtiger Deutsch-Franzose lebt Gregor Praml heute in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main. Er ist mit der Kulturszene durch unterschiedlichste Projekte eng verknüpft und sowohl als Musiker und Komponist als auch als Moderator und Veranstalter tätig. Der studierte E-Bassist und Kontrabassist (Hochschule für Musik „Franz Liszt“, Weimar) war Mitglied des international mehrfach ausgezeichneten Ensembles Mi Loco Tango (u.a. Internationaler Piazzolla Wettbewerb 2008). Mit dem Jazz-Trio tri.of.us konnte er dann seine Qualitäten als Kontrabassist mit dem Hang zum Spiel mit Effekten und Loops unter Beweis stellen kann. Als Solist ist er Preisträger des Internationalen Sperger Kontrabasswettbewerbs 2020 für sein Werk „FRÜHLINGSPROLOG“ (Kategorie „Creativity“). Praml arrangiert und komponiert für Theater-, Performance- und Tanzproduktionen gerne ausgehend vom Bass als Hauptinstrument, der dadurch kein Begleitinstrument bleibt, sondern als ungewöhnlicher Solist in Erscheinung tritt. Die Improvisation ist dabei immer ein wichtiges Element seiner Arbeit. Gregor Praml ist seit 2017 Gastgeber der erfolgreichen Konzert-Talk-Reihe „The LOKAL Listener – Gregor Praml trifft…“, mit der er einen wichtigen Beitrag zur Kulturszene im Rhein-Main-Gebiet etabliert hat. Darüber hinaus ist er als freier Musikredakteur und Autor für den Hessischen Rundfunk tätig. Kontakt: info@gregorpraml.de

 

Der Malort:

Der Malort ist ein Raum und gleichzeitig ein Konzept, das auf Arno Stern zurückgeht.

Der Malort, wie er von Erfinder Arno Stern konzipiert wurde, ist ein bewertungsfreier Raum, in dem Kinder und Erwachsene zu ihrer ganz eigenen, ursprünglichen Malspur zurückfinden. Ohne Konkurrenz, ohne Vorgabe, ohne Erklärung von Techniken und ohne Besprechen des Inhalts des Bildes fließen die ureigenen Impulse unserer Kinder auf das Blatt. Es ist schwer zu erklären, was in unserem Inneren dabei passiert. Man kommt in eine Art mentale Ruhe und ohne wirklich darüber nachzudenken, entstehen Farben und Formen auf dem Blatt, die kein Ausdruck kognitiven Wollens sind. Die Kinder stellen nicht dar, sie spielen. Sie spielen mit der Farbe und den Pinseln und erlangen so innere Ausgeglichenheit und Freude, wie sie nur im echten „Flow“ erreicht werden können.

Um aber in diesen Mal-Flow zu geraten, braucht es einen speziellen Ort, an dem die Menschen einen Ort finden, der alles ausblendet, damit die Menschen einen Augenblick nur eins sein können: sie selbst. Das Formulationsspiel im Malort ist keine Therapie, sondern eben Therapie-vorbeugend, weil es Fähigkeiten fördert, die zur Entfaltung und Stärkung der Persönlichkeit führt.

An der IGS Süd gibt den Malort seit 2022. Sowohl als Werkstattkurs für die Schüler*innen der IGS Süd als auch als generationenübergreifenden VHS-Kurs für den Stadtteil ist der Malort offen für alle Menschen.

In der Veranstaltung “Die IGS Süd fragt” wollen wir gemeinsam überlegen, wie der Malort mit seiner Strahlkraft in Schule wirken kann und die Haltung des pädagogischen Miteinanders möglicherweise verändern kann.