Kreons Ziel ist es, die Ruhe im Land wiederherzustellen, der Bevölkerung zu demonstrieren, dass er – trotz des Umsturzversuches – der Stärkere ist. Um seine Machtposition weiter zu festigen, erlässt er deshalb ein Bestattungsverbot für den „Landesverräter“ Polyneikes. Aber Kreon hat nicht mit Antigone gerechnet, die trotz angedrohter Todesstrafe nicht davon abzubringen ist, ihren Bruder zu beerdigen. Festgenommen und vor Kreon geführt, empfindet sie keinerlei Reue für ihre Tat und zeigt sich unbeeindruckt von ihrer Verurteilung. Für sie ist eine würdige Bestattung höher einzuschätzen als das Gesetz des Königs.
Jean Anouilh übernahm in seinem 1942 geschriebenen Drama weite Teile der Sophokleischen Tragödie, verlegte sein Schauspiel aber ins 20. Jahrhundert. So wundert es nicht , dass es bei seiner zwei Jahre später stattfindenden Uraufführung in Paris mit Begeisterung aufgenommen wurde, da man das Stück als Sinnbild des französischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung empfand.
In Rob Vriens‘ Inszenierung spielen vier Frauen und vier Männer mit- und gegeneinander. Alle sind Antigone, alle sind Kreon …